Sport- und Reiseflugzeug „Pique Ass"
Das nachstehend beschriebene Flugzeug „Pique Ass" mit 60-PS-Walter-Motor wurde von Ing. Hans Wagener, Hamburg, für den Flugtechnischen Verein Hamburg e. V.
konstruiert und gebaut. Das Flugzeug findet für die Ausbildung von Mitgliedern im Vereinsrahmen Verwendung.
Das Flugzeug „Pique Ass" - Baumuster HW. 3 - ist ein abge-strebter Hochdecker mit einem Führer- und einem Gastsitz.
Die Flügel von 12,10 m Spannweite und 1,50 m größter Tiefe sind geteilt und einholmig ausgeführt und haben eine der Festigkeit entsprechende starke Sperrholznase, die
sich über das vordere Drittel der Flügeltiefe über die ganze Spannweite erstreckt. Der übrige Teil ist mit Leinen bespannt. Der Hauptholm ist ein Kastenholm aus besten
lamel-lierten Ostkiefergurten mit Birkensperrholzstegen. Die normalen Spieren habe'n 400 mm Abstand voneinander und sind im vorderen Drittel als Kastenspieren
ausgebildet. Außerdem sind in der Torsionsnase noch bis zum Hauptholm laufende Zwischenspieren, so daß in dieser der Abstand 200 mm beträgt. An einem: in ca. 2/3
der Flügeltiefe eingezogenen Hilfsholm schließen sich die Querruder nach außen hin an. Gleichzeitig ist auch noch ein Nasenholm eingebaut, der nach außen in den
Randbogen übergeht. Die innere Anschlußspiere und die Spiere beim Stielanschluß sind als besonders starke Kastenspieren ausgeführt. Die beiden Flügelhälften schließen
an den Baldachin an, der ganz mit Sperrholz beplankt ist. Derselbe enthält die beiden Benzintanks von je 33 l Inhalt. Die Tanks werden von oben eingesetzt und sind
besonders mit einer abnehmbaren Aluminiumblechplatte verdeckt. Der Baldachin ist durch N-förmige Profilstahlrohre auf dem Rumpf befestigt. Die Hauptholmebene ist durch Drahtkabel in der Querrichtung ausgekreuzt. Die Flügel haben bis zum Stielanschluß gleiche Tiefe und Dicke, die nach außen hin entsprechend der Libellenflügelform abnimmt. Der Einstellwinkel beträgt 1°, die V-Form 0°.
Die Querruder von je 0,86 m2 haben einen Kastenholm mit einer halbkreisförmigen Sperrholznase, durch die sie die genügende Torsionsfestigkeit bekommen. Die
Querruder sind viermal gelagert. Eine Stoßstange zur Betätigung führt unterhalb in die Fläche zu einem Umlenkhebel, von dem aus Seile weiterführen.
Die Flügelanschlußbeschläge sind kästen- bzw. U-förmig ausgeführt; das Material ist Stahlblech. Um geringe Reibungsdrücke zu erzielen, ist der Materialquerschnitt bei
den Bolzen durch eingelötete Rohre oder hart aufgelötete Scheiben entsprechend vergrößert. Auch sind die meisten Bolzen aus diesem Grunde überdimensioniert.
Die Abfangstiele des Flügels sind A-förmig angeordnet. Sie gehen von einem Punkt des Flügelhauptholmes nach zwei Punkten am Rumpf. Der Querschnitt ist T-förmig und
in besonders kräftiger Kiefemholz-ausführung. Außerdem sind sie tropfenförmig mit Sperrholz verkleidet. Die Beschläge sind überfassend mit 8x1 mm Stahlrohrnieten
befestigt. Die Stiele sind am Flügel kardanisch angeschlossen und am Rumpf durch in Zug- und Flugrichtung liegende Bolzen. Die Stielanschlußbeschläge am Rumpf sind
noch besonders durch durchlaufende Stahlbänder miteinander verbunden.
Der Rumpf hat bei einer Länge von 5,21 m eine größte Breite von 0,70 m und eine größte Höhe von 0,95 m. Er ist von der oberen Holmebene, die von vorn bis hinten
gerade verläuft, nach oben halbkreisförmig mit Sperrholz abgedeckt. Boden und Seiten sind ohne Wölbung.
Hinten endet er in einer horizontalen Schneide. Die Hauptspanten sind besonders kräftig ausgeführt, um die lästigen Auskreuzungen zu sparen. Der Rumpf ist vollständig
mit Sperrholz beplankt. Zum Schutze der Steuerorgane und des Rumpfbodens ist in entsprechender Höhe ein
kräftiger Fußboden eingebaut. Der 60-PS-Walter-Motor sitzt ohne besonderen Motorbock direkt an dem vorderen Spant, der als eine starke Sperrholzplatte ausgebildet
und mit 1-mm-Aluminiumblech beschlagen ist. Gleichzeitig dient er als Brandschott. Die beiden seitlichen Felder zwischen den beiden vorderen Spanten sind durch Kabel
ausgekreuzt und mit Aluminiumblechklappen versehen, damit man leicht und schnell an die zwischen den Spanten liegenden Motorteile ankommen kann. Der Vergaser
liegt vollständig außerhalb des Rumpfes. Durch einfache Alu-Bleche ist ein glatter Uebergang vom Motor zum Rumpf geschaffen. Der Oeltank liegt in dem vorderen oberen
Rumpfteil. Der Gastsitz ist sehr geräumig gehalten und befindet sich unter dem Tragdeck. Trotzdem ist das Ein- und Aussteigen durch geeignete Auftritte leicht und
bequem. Der Führersitz bietet ebenfalls gut Raum und vor allen Dingen einen freien Ausblick nach allen Seiten. Hinter dem Führersitz befindet sich der Gepäckraum,
indem auch gleichzeitig Werkzeug und Verbandskasten untergebracht sind. Sämtliche Spanten sind durch Eckklötze mit den Rumpfholmen verbunden. Durch große
Füllklötze, Aufleimer und gegengesetzte Bleche ist für gute Befestigung aller Beschläge Sorge getragen.
Die Dämpfungsfläche von 1,30 m2 mit dem anschließenden Höhenruder von 1,12 m2 Größe liegt direkt auf der oberen Rumpfebene auf und ist mit vier Schrauben
befestigt. Diei Dämpfungsfläche ist ganz mit Sperrholz beplankt, und das Höhenruder ist mit Stoff bezogen. Letzteres ist dreimal gelagert und wird durch eine Stoßstange
von einem Umlenkhebel, der am letzten Rumpfspant sitzt, aus betätigt.
Das Balance-Seitenruder von 0,63 m2 Größe ist frei aus dem Rumpf herausragend am letzten Rumpfspant befestigt. Die direkten Steuerzüge liegen im Rumpf. Durch
genügend große Klappen kann man im Rumpfhinterteil überall gut ankommen und hat dadurch gleichzeitig eine stete leichte Kontrolle über alle im Rumf liegenden
Steuerorgane.
Das Fahrwerk hat eine Spurweite von 1,60 m. Die verkleideten Räder von 710X85 Durchmesser sitzen auf einer durch Gummikabel abgefederten durchlaufenden Achse.
Die Fahrwerkstreben sind aus Profilstahlrohr und beim Achslager auf ein besonderes Stahlrohr aufgeschweißt und hart gelötet. Die Achse liegt zwischen zwei
Hilfsachsstahlrohren. Das Strebensystem ist nach dem Rumpf durch doppelte Stahlkabel ausgekreuzt. Als Federwegbegrenzung und Fangvorrichtung bei evtl. Gummibruch
ist ein besonderes Stahlrohr zwischen je zwei seitliche Streben eingeschweißt. Dieses erhöht noch gleichzeitig die Festigkeit des unteren Fahrwerkknotenpunktes, Jede
Fahr werkstrebe ist durch einen reichlich überdimensionierten Bolzen am Rumpfbeschlag befestigt.
Der Sporn ist in einem unterhalb des Rumpfendes liegenden drei-armigen Stahlrohrbock kardanisch gelagert und vorn durch Gummiseil gefedert. Bei Spornbruch findet
dadurch keine Beschädigung am Rumpf oder an den Steuerflächen statt.
Sämtliche Instrumente und Armaturen (Benzinhahn etc.) sind an einem besonderen, leicht abzunehmenden Brett gut übersichtlich vorn im Führersitz befestigt.
Type |
HW 3 |
HW 3a |
Engine |
1 Walter NZ 60 |
1 Argus As 8 |
Dimensions |
Length 6,25 m, height 2,24 m, span 12,00 m, wing area 15,0 m2, ailerons 2 x 0,86 m2, stabilizer 1,3 m2 elevator 1,12 m2, rudder 0,63 m2 |
Weights |
Empty 360 kg, flying weight 650 kg, oil 8 l, fuel 66 l |
Performance |
Max. speed 130 km/h , min flying speed 72 km/h, |
Type |
Werk.Nr |
Registration |
History |
HW 3 |
3 |
D-1508 |
Pique Ass". Built in 1929, registered to F. Frobeen, Hamburg, in July 1929. Destroyed 1933 |
HW 3a |
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|
Built in Austria |