Abb. 1. Doppelschwingenflugzeug Schedel. Zeichnung Flugsport
Die gestrichelte Stellung zeigt den Ausschlag der Schwinge.
Das Schwingenflugzeug- Schedel besteht, wie Abb. 1 zeigt, aus vier Teilflächen, die paarweise durch Muffen verbunden sind, und wobei die beiden Flügelpaare eine
gemeinsame Achse haben. Diese Waage-Anordnung, welche eine Entlastung der Flügel bezweckt, ist von Schedel bereits 1909 (Abb. 2) bei einem Hängegleiter
angewandt worden. Neuartig ist die Anordnung der Achse selbst, die in einem Winkel von 45° nach oben geneigt ist, wodurch eine weitere Entlastung der Flügel und
eine Beherrschung von größeren Flu gel spann weiten möglich ist.
Der Flieger liegt und arbeitet hierbei rechtwinklig zur Achse. Diese Anordnung der Achsen ermöglicht überhaupt die Steuerbarkeit des Flugzeuges. Vgl. gestrichelte
Flügelstellung Abb. 1. Nach der Ansicht des Konstrukteurs bedingt die Schrägachse in Gemeinschaft mit den Flügelendscheiben ein neuartiges Steuersystem. (Die
Photoaufnahmen Abb. 2—5 sind noch ohne Endscheiben.)
Die Flügelbewegung erfolgt in zwei Richtungen, und zwar vertikal und horizontal zugleich. Während des Schwingenfluges wechseln Vorwärts-, Aufwärts- und
Rückwärtsbewegung dauernd miteinander. Ganz wesentlich bei dieser Bewegung ist die Einwirkung der zusätzlichen Horizontalbewegung auf die Flügeleinstellung. So
hat ein aufwärts gestellter Flügel immer einen positiven und ein ab-
Abb. 2. Oben: Schedel-Hängegleiter mit Doppelschwingen, Ausführung 1909.
Mitte: Schwingen ausgeschlagen. Man erkennt die Schubstangen und einen Handgriff, ferner den auf dem Rücken liegenden, um eine Achse drehbaren Schulterträger.
Die Körperlage des Piloten im Fluge beträgt ungefähr 45 Grad.
Unten: Schwingenflugzeugtransport mit Motorrad. Abb. 3. Doppelschwingenflugzeug Schedel. Links: Flügelanschlußbeschläge mit Achse in Kugellagern. Die Hohlachse wird auf eine am Schulterträger befindliche
Steckachse geschoben. — Rechts: Hintere Flügel wachsen etwas nach unten aus den vorderen heraus. Schulterträger stützt das mit vorderer Flügelnase am Boden
liegende Flugzeug. An ihm der vier-strippige Anschnallgurt. Beide Handgriffe aus den Schubstangen herauswachsend.
wärts gestellter einen negativen Einstellwinkel. Will man die Maschine also ziehen, so zieht man am Gestänge. Die Hauptflügel vorn gehen hoch, die hinteren nieder.
Doppel res ultat: vorn ist gezogen und hinten gedrückt. Beim Drücken des Gestänges erhält man umgekehrtes Resultat. Bewegt man so im Schwingenflug die Flügel
dauernd auf und ab, so hat man einen dauernden Wechsel von Drücken und Ziehen; einen wellenförmigen Flug.
Ebenso einfach und interessant ist die aus Abb. 1 verständliche Seitensteuerung. In der Abbildung ist der rechte Hauptflügel in Abwärtsstellung, also gedrückt, der
linke Hilfsflügel gezogen, was die Kurvenlage der Maschine beeinflußt, das Bremsscheibchen am rechten Flügelende vervollständigt automatisch die Steuerarbeit.
Nebenbei gesagt, hat auch eine Druckpunktverlagerung zugunsten der Kurve stattgefunden.
Aufbau der Haupt- und Hilfsflügel Profil Göttingen 535, be-
Abb. 4. Doppelschwingenflugzeug Schedel. Zu beiden Seiten des Fliegers sieht man die Stoßstangen mit Handgriffen und Fußbügeln, welche gestatten, beliebig mit
Armen und Beinen gleichmäßig und ungleichmäßig die Flügel zu bewegen. — Bei 1—2 m Wind hat er schon ziemlich Kompression daraufgebracht. Es fehlt vielleicht
bloß noch der Pilot und die
Libelle fliegt. -
Abb. 5. Doppelschwingenflugzeug Schedel. Oben: Gewicht kaum 25 kg, Vorderflügel einzeln 5 kg, flinterflügel je 3,5 kg, Gestänge 7 kg, größte Spannweite 10 m.
Unten: Ansicht von hinten.
stehend aus torsionsfesten Kastenholmen mit Sperrholznase. Hintere 2/s der Flügeltiefe Sperrholzrippen mit Leinwand bedeckt. Gewicht des Hauptflügels 5 kg,
Hilfsflügel 3V2 kg. Gesamtgewicht 25 kg.
Gelungen scheint die Unterbringung des Fliegers zu sein, insbesondere seine Lage bei Start und Landung. Interessant und praktisch durchgebildet ist der zeichnerisch
sehr schwer darstellbare Betätigungsmechanismus, ein für die Körperform angepaßtes Gestänge, welches Handgriffe und Fußrasten trägt. Dieses Gestänge soll
abhängig und unabhängig von einander betätigt werden können, unbeschadet durch wechselnde Verlängerungen und Verkürzungen der Flügelarme und Wandern und
Verdrehen des Angriffspunktes am Flügel.