Eine der wichtigsten Pionierarbeiten auf dem Gebiete des Luftverkehrs im Jahre 1937 war der von der Deutschen Lufthansa organisierte Flug über das Pamirgebirge, das höchste Gebirge der Welt, nach China. Den Lesern des „Flugsport" sind die Vorgänge (siehe „Flugsport" 1937, S. 500, 528 u. 598) noch frisch in Erinnerung. Als die D-ANOY mit ihrer Besatzung Dir. Frhr. v. Gablenz, Flugkpt. Untucht und Oberfunkmasch. Kirchhoff überfällig wurde, legte sich ein bedrücktes Schweigen auf die deutsche Flugwelt und man hoffte dennoch im Stillen, daß die tüchtigen Männer mit dem Leben davonkommen würden.
Auf Befehl des Reichsministers der Luftfahrt wurde eine umfangreiche Suchaktion in die Wege geleitet. Zwei Junkers Ju 52, D-AEHE und D-AOLO, hatten unter Führung der Flugkapitäne Graf Castell und v. Gössel in 28 Flugstunden die Entfernung zwischen Berlin und Kabul, ohne daß sich die Besatzungen eine Nachtruhe gönnten, zurückgelegt. Die Maschinen standen auf dem Flugplatz Kabul und hatten bereits außerordentlich schwierige bis zu 10 Std. dauernde Suchflüge ausgeführt. Da kam plötzlich von Kabul ein Telegramm, daß die D-ANOY mit ihrer Besatzung gelandet sei.
Nach langer Gefangenschaft in Chotan, aus der sie sich erst nach langen Bemühungen befreien konnten, war es ihnen trotz des schlecht laufenden linken Motors
gelungen, das Pamirgebirge, das Dach der Welt, zu überwinden und mit eigener Kraft nach Kabul zurückzufliegen. Die brave Ju 52 hatte, trotzdem sie mehrere Wochen ohne Aufsicht im Freien gestanden hatte, diese Gewaltleistung doch noch ermöglicht.
Die Bedeutung des Erkundungsfluges der D-ANOY-Mannschaft versteht man erst, wenn man das Buch „D-ANOY bezwingt den Pamir" v. Frhr. v. Gablenz (vgl. LiteraturS. 25) gelesen hat. Der Laie kann sich keinen Begriff machen von der gewaltigen Leistung bei der Ueberfliegung dieses riesigen Gebirges und der großen Entfernung.
Nebenstehend eine Uebersichtskarte*), aus welcher man sich annähernd ein Bild über diese Streckenführung bis zum Enderkundungspunkt Sian machen kann.