Allgemeines:
Das zweimotorige Flugzeug Hs 124 ist in Ganzmetallkonstruktion ausgeführt. Es ist als
Tiefdecker mit einziehbarem Fahrgestell gebaut und für die Verwendungszwecke als
aj Bomber,
b) Tiefangriffsflugzeug.
c) Femaufklärer
entworfen.
An Kunstflugfiguren sind möglich
Überschlag,
Rolle.
Turn.
Seitenrutsch
und die Verbindung dieser Bewegungen.
Der Bruchlastfaktor beim Abfangen beträgt bei vollem Fluggewicht beim Bomber 10.5,
es erhöht sich infolge des geringeren Fluggewichtes beim Tiefangriffsflugzeug auf 11.2.
beim Fernerkunder 12.
Als Höchstgeschwindigkeit im Sturzflug wurden 550 km/h festgelegt.

Rumpf:
Der Rumpf besteht aus drei Teilen, die durch Schraubanschlüsse miteinander verbunden werden. Bahntransport ist dadurch möglich. Der Aufbau der Rumplteile ist weitgehend in Schalenbauweise gehalten, soweit nicht die Unterbringung der Besatzung und Ausrüstung eine aufgelöste Ausführung bedingen. Werkstoff für Spante, Profile und Beplankung ist Dural. für Beschläge Stahl.
Die vor dem Führerraum liegende Rumpfkanzel ist baulich beim Bomber und Fernerkunder dieselbe. Sie unterscheidet sich bei beiden Ausführungen nur in der eingebauten Ausrüstung. Für Tiefangriff ist eine besondere Rumpfkanzel vorgesehen, die gegen die Bomberkanzel ausgetauscht werden kann.
Der Führerraum ist vollständig geschlossen und zur guten Sicht weilgehend verglast. Ein Teil des Kabinenaufbaues ist auch im Fluge nach hinten verschiebbar Der Führersitz ist im Fluge in vertikaler Richtung zu verstellen.
Hinter dem Flügel liegt der Funkerraum, der zugleich hinterer MG-Stand ist. Die in Ver-längerung der Fuhrerraumhaube liegende Verkleidung des Funkerraums ergibt einen guten Windschutz. Zum Schießen usw. ist der hintere Teil der Verkleidung zurückklappbar. Führer- und Funkerraum sind bei allen Verwendungszwecken gleich. Sämtliche Besatzungsräume können mit Warmluft beheizt werden.
Tragwerk:
Das Tragwerk besteht aus einem rechteckigen Mittelteil und zwei durch Schraubverbindungen angeschlossenen trapezförmigen Außenteilen. Wegen der nach unten auszubauenden Kraftstoffbehälter und des einziehbaren Fahrgestells ist das Flügelmittelteil dreiholmig mit auf der Oberseite tragender Haut ausgebildet. Die untere Beplankung ist im Bereich der Kraftstoffbehälter abnehmbar. Die Außenflügel sind als Schale mit einem Holm gebaut. Werkstoff ist Dural, für Beschläge teilweise Stahl. Die angewandte Bauart ist infolge der Schalenbauweise als sehr unempfindlich gegen Beschußverletzungen zu bezeichnen.
Als Landehilfe trägt der Flügel zwischen Rumpf und Querruder je zwei Landeklappen, die vom Führer hydraulisch betätigt werden.
Leitwerk:
Das Leitwerk besteht aus einem freitragenden Höhenleitwerk und doppeltem Seitenleitwerk mit trapezförmigem Grundriß. Baustoff für Holme, Rippen und Beplankung ist Dural, lediglich die Ruder werden mit Stoff bespannt. Beide Ruder besitzen aerodynamischen und Gewichtsausgleich und tragen Trimmruder zum Ausgleich von Lastigkeitsänderungen.
Fahrwerk:
Das Fahrwerk ist als Einbeinfahrwerk unter Verwendung von Uerdinger Ringfederstreben entworfen und wird nach hinten hydraulisch vollständig in die Motorkabinen eingezogen. Die Einfahröffnungen schließen sich dabei selbsttätig durch Klappen. Beim Versagen der Motorpumpenanlage kann das Fahrwerk durch Handpumpe ausgefahren werden. Der ein und ausgeklappte Zustand des Fahrwerks wird dem Piloten elektrisch angezeigt. Die Anlaufräder haben hydraulische Bremsen. Der Sporn ist schwenkbar und feststellbar ausgeführt.
Steuerwerk:
Die Höhen- und Querruderbetätigung erfolgt durch normale Handradsteuerung über Stangen. Lediglich im Flügel werden für die Querruder Drähte verwendet. Der Seitenruderantrieb geschieht durch Pedale ebenfalls über Stangen. Mit den Pedalen gekuppelt ist die Vorrichtung zum Bremsen der Räder. Die Pedale können am Stand verstellt und so der Größe des Führers angepaßt werden.
Die Seitenruder- und Höhenrudertrimmung wird über Gestänge durch Trimmschieber im Führerraum vorgenommen.
Triebwerk:
Für das Triebwerk sind zwei luftgekühlte 9-Zylinder BMW 132 Dc-Motoren mit Mitteldrucklader vorgesehen, die in der Nennleistungshöhe von 3000 m bei einer Drehzahl von  2320/1438 U/min eine Leistung von je 880 PS abgeben. Es können aber auch andere Motoren der 800- bis 1000-PS-Klasse eingebaut werden.
Das Motortraggerüst besteht aus Durairohren. Das Gerüst selbst ist mittels Kugelanschlüssen mit dem Flügelmittelstück verbunden.
Die Triebwerksverkleidung bildet eine NACA-Haube, bei der durch Spreizklappen die Kühlluftmenge geregelt werden kann. Die Betätigung der Klappen erfolgt hydraulisch. Als Luftschrauben werden dreiflügelige Metallschrauben von VDM mit 3,3 m 0 verwendet. Die im Fluge kontinuierliche Verstellung der Schraubenblätter geschieht elektrisch.
Zum Anlassen der Motoren dienen Schwungkraftanlasser mit Hand- und elektrischem Antrieb.
Der Kraftstoff ist in drei Metallbehältern mit einem Gesamtinhalt von 1750 Ltr. im Flügel- mittelteil untergebracht. Zur Vergrößerung der Reichweite kann ein Zusatzbehälter von rd. 800 Ltr. im Rumpfrücken zwischen Führer und Funker eingebaut werden.
Die Schmierstoffbehälter von 110 Ltr. Gesamtinhalt sind in der Motorkabine hinter dem Mittelholm aufgehängt.

Militärische Beschreibung
Das Flugzeug Hs124 ist für den Einsatz als Bomber, Tiefangriffsflugzeug (Attackplane) und als Fernerkunder durchgebildet. Es erfüllt für diese Verwendungszwecke alle fliegerischen und waffentechnischen Forderungen. Die Hauptmerkmale sowie die Ausrüstung für die verschiedenen Verwendungszwecke sind nachstehend aufgeführt:

1. Bomber
Als Bomber sind 3 Mann Besatzung vorgesehen, und zwar in der Rumpfkanzel der Bombenschütze, anschließend nach oben gestaffelt der Führer vor der Flügelvorderkante und hinter dem Flügel der Funker zugleich als Abwehrschütze nach hinten.
Der Bombenschütze hat vor sich das Bombenrichtgerät und seitlich die Auslösegeräte sowie die erforderlichen Flugüberwachungsgeräte. Als Bombenrichtgeräte sind zunächst vorgesehen das mechanische Gerät GV219d oder das Zielfernrohr GF218. Sie sind so untergebracht, daß der Bombenschütze beim Bedienen der Geräte in ständiger Gefechtsbereitschaft verbleibt.
Auf besonderen Wunsch besteht auch die Möglichkeit des Einbaus anderer Richtgeräte. Ob dabei die Gefechtsbereitschaft beeinträchtigt wird, hängt von den jeweiligen Bedienungsanforderungen ab. Der Bombenschütze hat freie Sicht durch die vollkommen verglaste Kanzel nach unten, seitlich und voraus. In der Rumpfkanzel ist ein Maschinengewehr Kaliber 7,9 derart eingebaut, daß hinreichend große Schußwinkel gewährleistet sind.
Das MG ist mit dem Beobachtersitz durch einen Beschleunigungsausgleich verbunden, so daß eine Bedienung der Waffe auch bei starken Beschleunigungen möglich ist. Vorgesehen sind zunächst 450 Schuß. Ein hinter dem Bombenschützen liegender Klappsitz dient zur Aufnahme des Bombenschützen bei Notlandungen.
Im Führerraum sind Steuerung und Instrumentenbretter so angeordnet, daß dem Führer durch Kanzel und Bodenfenster weitgehend erleichtert wird. Die FT-Anlage besteht aus einem Lang- und Kurzwellensender und Empfangsgerät. Die Anordnung eines Peilgerätes mit Peilrahmen kann ebenfalls vorgesehen werden. Zur Abwehr nach hinten dient ein MG Kaliber 7,9 auf einer Schwenklafette mit genügendem Schwenkbereich und 975 Schuß.
Die normale Bombenlast beträgt 600 kg, und zwar in folgender Zusammensetzung:
                           12 X   50 kg = 600 kg oder
                            2 X 250 kg + 2 X 50 kg = 600 kg.
Durch Verringerung der Kraftstoffmenge ist es möglich, die Bombenlast auf 900 kg zu erhöhen. Die Zusammensetzung der Bombenlast hierbei ist
                           2 X 250 kg + 8 X 50 kg = 900 kg.
Anstelle der angeführten deutschen Bomben können in den Bombenaufhängungen auch Bomben der Firmen Bofors, Tolfvan, Vickers, Skoda usw. eingehängt werden.

2. Tiefangriffsflugzeug
Für den Tiefangriff sind als Besatzung Führer und Funker vorgesehen. Die Anordnung des Führer- und Funkerraums entspricht der des Bombers. In der Kanzel vor dem Führer sind dagegen 4 starre Maschinengewehre Kaliber 7,9 mit je 500 Schuß eingebaut. Zwei dieser MGs können durch zwei 2-cm-Kanonen ersetzt werden. Anstelle der ange- führten Waffen können entsprechende von Vickers, Madsen und Oerlikon zum Einbau gelangen.
Die Anordnung der Waffen ist so, daß der Führer ebenso wie beim Bomber Sichtmöglichkeiten durch die Kanzel nach vorn und durch den Rumpfboden nach unten hat.
Statt der starren Waffen kann für denselben Verwendungszweck die Kanzelanordnung, wie sie beim Bomber ist, vorgesehen werden. Durch den Wegfall der Bombenvisiereinrichtung usw. kann in diesem Falle die Munitionsmenge für das vordere bewegliche MG auf 2000 Schuß vergrößert werden.
Unter dem Rumpf können 420 kg in 10-kg-Bomben untergebracht werden. Ist eine Erhöhung der Bombenlast erwünscht, besteht die Möglichkeit unter dem Flügel 400 kg in 10-kg-Bomben unterzubringen. Die Auslösung der Bomben erfolgt durch den Führer.

3. Fernerkunder
Beim Fernerkunder sind 3 Mann Besatzung vorgesehen. Die Anordnung der Besatzung ist gleich der beim Bomber. Der Beobachter hat durch die vollkommen verglaste Kanzel freie Sicht nach unten, nach vorn und seitlich. Das Bildgerät befindet sich hinter dem Sitz des Beobachters. Vorgesehen ist zunächst der Einbau des Zeiss-Reihenbildners RMK S 1818 mit 50 cm Brennweite, jedoch ist auch der Einbau anderer Geräte möglich. Wie beim Bomber befindet sich hinter dem Beobachter ein Klappsitz zur Sicherung des Beobachters.
Die Einrichtung des Führerraums entspricht der des Bombers. Das im Rumpfboden angebrachte grosse Fenster erleichtert dem Führer des Strichfliegen bei Reihenbildauf- nahmen.
Die FT-Anlage sowie der MG-Stand hinten sind die gleichen wie beim Bomber.